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Office of the Taoiseach
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Dublin 2
Rede des irischen Außenministers Brian Cowen T.D. vor dem irischen
Parlament Dail Eireann
zum Fall von Peter McBride
13. Dezember 2000
Lassen Sie mich mit einem Dank an die Abgeordneten Keaveney und Currie
be-gin-nen, die diesen wichtigen Punkt heute Nachmittag eingebracht haben.
Ich stimme mit ihnen in der Missbilligung der erst vor kurzem gefällten
Entscheidung des Bri-ti-schen Armeerates überein, in der der Antrag
auf Entlassung der beiden Soldaten der Scot Guards Fisher und Wright aus
der Britischen Armee abgewiesen wurde und den Soldaten damit die Fortsetzung
ihres Dienstes in der Britischen Armee ermöglicht wurde.
Es ist nun acht Jahre her, seit Peter McBride in der Nähe seiner
Wohnung im New Lodge Bezirk im Norden Belfasts von zwei Soldaten ermordet
wurde. Die beiden Soldaten - Fisher und Wright - dienten im 1. Batallion
der Scots Guards. Peter, der zu diesem Zeitpunkt erst 18 Jahre alt war,
wurde von den Soldaten auf Patroullie angehalten. Als er später wegrannte,
wurde er durch eine Reihe von Strassen verfolgt, bevor er in den Rücken
geschossen wurde.
Die beiden Soldaten, James Fisher und Mark Wright, wurden am Tag darauf
des Mordes angeklagt. Ihre Verhandlung fand 1994 statt. Der Richter, Lord
Justice Kelly, urteilte, dass die Ausführungen der beiden Soldaten,
Fisher und Wright, "Ausflüchte und Unwahrheiten" enthielten
und beide über Kernpunkte des Tathergangs die Unwahrheit sagten.
Er schenkte den Ausführungen der Verteidigung Fishers, Fisher sei
der Meinung gewesen, Peter McBride führe eine in einer Kaffeekanne
versteckte Bombe mit sich, keinen Glauben. Er urteilte weiterhin, dass
dem Vorfall ebenso wenig eine Paniksituation zugrunde liege, in der Entscheidungen,
die in Bruchteilen von Sekunden getroffen würden, ebenso schnelle
Aktionen erforderten. Er schloss, dass die beiden Soldaten vorsätzlich
auf Peter McBride geschossen hätten, der für sie keine Gefahr
darstellte. Beide Soldaten wurden im Februar 1995 wegen Mordes verurteilt.
Am 27. November desselben Jahres wurde eine Klage gegen das Urteil vom
damaligen Lord Chief Ju-stice, Sir Brian Hutton zurückgewiesen.
Nach einer umfangreichen Kampagne von Unterstützern der Soldaten,
die eine intensive Medienkampagne durch Teile der Britischen Medien einschloss,
kündigte die damalige Staatssekretärin Dr. Mo Mowlam im Juli
1998 eine Überprüfung des Urteils an, nach dessen Abschluss
die Soldaten im September 1998 freigelassen wurden.
Die Familie McBride führt mit Unterstützung des Pat Finucane
Centre eine Kam-pag-ne, um die unehrenhafte Entlassung der beiden Soldaten
aus der Britischen Armee zu erreichen. Am 3. November dieses Jahres entschied
der Armeerat jedoch, sie wegen "au-ßer--ge-wöhn-licher
Umstände" in der Armee zu behalten. Der Armeerat gab bekannt,
dass er zur Entscheidungsfindung, inter alia, die folgenden Umstände
berücksichtigt habe: "die Soldaten haben Reue für ihr Verhalten
gezeigt und zugegeben, hier einen Irrtum begangen zu haben; sie haben
mit einer langen Gefängnisstrafe für ihre Tat gebüßt;
ihr Verhalten während der Strafe war tadellos; ihre ungebrochene
Loyalität zur Armee und ihre bis dahin makellose Führung; nicht
zuletzt ihr Wunsch, weiterhin ihrem Land zu dienen."
Nach der Entscheidung des Armeerates führte die Familie ihre Kampagne
für die Entlassung der Soldaten aus der Armee weiter. Die Familie
hat hierfür die Un-ter-stüt-zung von Menschenrechtsgruppen und
Nicht-Regierungs-Organisationen wie dem Pat Finucane Centre aus Derry,
sowie von Abgeordneten dieses Hauses und von Abgeordneten der britischen
und nordirischen Parlamente. Der Taoiseach traf die Familie im Dezember
1998 und erneuerte sein Verständnis und die Zusage zur Unterstützung.
Während des Treffens hat die Familie McBride betont, dass für
sie nicht wichtig sei, dass die Soldaten aus der Haft entlassen wurden
sondern dass sie weiterhin in der Britischen Armee dienen dürfen.
Der Independent Assessor of Military Complaints kritisiert in seinem Bericht
für das Jahr 1998 die Ent-schei-dung des Armeerates, die Soldaten
wieder in die Armee aufzunehmen sehr heftig und verweist auf den negativen
Einfluss, den eine solche Entscheidung auf das Zutrauen der nationalistischen
Bevölkerung in die Justizpflege in Nordirland habe.
Die Familie McBride beantragte im Februar 1999 eine gerichtliche Überprüfung
der Entscheidung des Armeerates. Richter Kerr beschied den Antrag positiv.
Grundlage hierfür war der Fehler des Armeerates, in seiner Ent-schei-dungs-fin-dung
von einem Irrtum der Soldaten auszugehen und nach eigenen Angaben gleich-zeitig
das Urteil des Richters, Lord Justice Kelly, zu akzeptieren.
Der britische Verteidigungsminister Geoffry Hoon entschied nach Überprüfung
des Urteils und der Begründung des Armeerates, dass dessen Entscheidung
in einem Punkt nicht haltbar war und ordnete eine erneute Untersuchung
des Falles durch den Armeerat an.
Der wiedereingesetzte Armeerat verbrachte 14 Monate mit der Untersuchung
des Falles. Diese Verzögerung führte bei den McBrides zu Besorgnis
und Ver-zweif-lung. Durch das Britisch-Irische Sekretariat in Belfast
teilten Beamte meines Ministeriums wiederholt der Britischen Regierung
ihr Befremden über diese Verzögerung mit. Am 24. November wurde
die Familie Peter McBrides letztendlich darüber informiert, dass
Fisher und Wright nicht aus der Armee entlassen werden. Noch am selben
Tag übermittelten wir über das Sekretariat in Belfast unsere
Enttäuschung und Bestürzung über diese Entscheidung an
die Britische Regierung. Wir fragten außerdem nach, welche weiteren
Mittel der Familie nun zur Verfügung stehen, um diesen Fall wiederaufzunehmen
und warten auf eine Antwort.
Verständlicherweise wurde sofort und in weiten Kreisen Kritik an
der Entscheidung des Armeerates laut. Frau Joan McBride, Peters Mutter,
sagte, sie sei "am Boden zerstört durch diese Entscheidung".
Nach Ansicht des Independent Assessor of Military Complaints, Jim McDonald,
sind die zwei Soldaten wegen Mordes verurteilt, in der Armee sei kein
Platz für Mörder. Auch er sei völlig bestürzt über
die Entscheidung des Armeerates, die eine sehr negative Botschaft an die
Bevölkerung Nordirlands und die Familie McBride sendet.
Es sei erwähnt, dass der Nordirlandminister Peter Mandelson am
24. November in einer Stellungnahme darauf verwies, dass die Entscheidung
alleinige Verantwortung des Armeerates sei. Er fügte hinzu, dass
er dem Verteidigungsminister vorgeschlagen habe, "auf Grund der besonderen
Umstände, die Soldaten Fisher und Wright nicht in Nordirland einzusetzen".
Der Minister bestätigte die Zustimmung des Verteidigungsministers.
Mir ist ebenso bekannt, dass die Northern Ireland Assembly am 5. Dezember
einen Antrag der SDLP zur Verurteilung der Entscheidung, die zwei Soldaten
nicht zu entlassen, diskutierte. Die SDLP hielt es für unglaublich,
dass auch ein neu eingesetzter Armeerat zur Entscheidung kommt, zwei verurteilte
Mörder in der Armee zu behalten. Sinn Fein, unterstützte den
Antrag und prangerte die doppelten Standards an, die der Entscheidung
zugrunde liegen. In Abweichung vom mehrheitlichen Standpunkt der Unionisten
unterstützte der UUP Abgeordnete Duncan Shipley-Dalton den Antrag
und gab als ehemaliges Mitglied des Royal Irish Regiment seiner Besorgnis
über den Verbleib der Soldaten in der Armee Ausdruck. Während
der Debatte sagte die Alliance Party, die Entscheidung, die Soldaten in
der Armee zu behalten, sei falsch und "nicht einfühlsam sondern
kontraproduktiv, da sie Recht und Gesetz diskreditieren könnte".
Die Northern Ireland Womens' Coalition hat ihrem Bedauern darüber
Ausdruck verliehen, dass die Entscheidung zu einer Zeit komme, in der
an vertrauensbildenden Massnahmen gegenüber der Armee und anderen
Sicherheitskräften gearbeitet wird und die Entscheidung implizieren
könne, die Armee stünde über dem Gesetz. Sie sagte, "die
Bevölkerung hat das Recht, hohe Anforderungen an die Sicherheitskräfte
zu haben."
Beamte meines Ministeriums haben den Kontakt zu Vertretern der Familie
McBride aufrechterhalten. Am Tag der Veröffentlichung der Entscheidung
des Armeerates haben sie Frau McBride mein Bedauern über die Entscheidung,
die Soldaten in der Armee zu behalten, überbracht und ihr mein Mitgefühl
für die Familie übermittelt. Ein Beamter meines Ministeriums
wird Frau McBride in Kürze treffen, um zu diskutieren, wie wir die
Familie weiterhin unterstützen können. Ich begrüße
die Tatsache, dass der Familie im Belfaster High Court am 19. Dezember
die Möglichkeit einer erneuten gerichtlichen Überprüfung
gegeben wurde und ich bin beeindruckt von ihrer Bestimmtheit, mit der
sie Gerechtigkeit in diesem Fall sucht.
In diesen Zeiten, in denen wir daran arbeiten, das Vertrauen des nationalistischen
Teils der Bevölkerung in den im Good Friday Agreement versprochenen
Neubeginn aufzubauen und zu fördern, bin ich zutiefst bestürzt
über die Entscheidung, die beiden Männer, die von einem Gericht
wegen des Mordes an Peter McBride verurteilt wurden, als aktive Mitglieder
der Britischen Armee zu behalten. Wie der Independent Assessor of Military
Complaints sagte, sendet diese Entscheidung eine negative Botschaft zur
Bevölkerung Nordirlands und der Familie McBride. Wenn wir vorankommen
wollen, was notwendig ist, ist es wichtig, dass die Sicherheitskräfte
nicht nur die hohen Standards einhalten, die eine demokratische Gesellschaft
verlangt, sondern dass dies auch sichtbar ist.
Ich möchte den Abgeordneten Keaveney und Currie nochmals danken und
ihnen versichern, dass ich weiterhin eine starkes und persönliches
Interesse an dem Fall habe und ihren Antrag an das Haus unterstütze.
Übersetzung und ViSdP: 17.01.2001
Dr. Ursula Grandel
EMail: uschi.grandel@t-online.de
AdÜ: Verbindlich ist das englische Original
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