04.10.2003
Ausland
Israel forciert den Landraub
Siedlungsbau in Autonomiegebieten soll vorangetrieben werden. Scharfe Kritik
an »Mauer des Rassismus«
Nach dem Beschluß zur Erweiterung der Sperrmauer will Israel nun auch
den Siedlungsbau in den besetzten Gebieten vorantreiben. Entgegen den Forderungen
des »Nahost-Friedensplans« schrieb das israelische Wohnungsbauministerium
am Donnerstag nach eigenen Angaben den Bau von 565 Wohnungen in drei Siedlungen
im Westjordanland aus. Der palästinensische Chefunterhändler Sajeb
Erakat verurteilte die Pläne als »Landraub«.
Das Nahost-Quartett hatte in seinem »Friedensplan« von Israel
unter anderem einen sofortigen Siedlungsstopp gefordert. Das Wohnungsbauministerium
kündigte dennoch an, in den Siedlungen Beitar Elit in der Nähe
von Bethlehem, in Maale Adumim im Osten von Jerusalem sowie in Ariel im
nördlichen Westjordanland neue Wohnungen zu errichten.
Mit scharfer Kritik reagierte die palästinensische Führung
auf den israelischen Beschluß vom Mittwoch, die Sperranlage zum
Westjordanland weiterzubauen. Palästinenserpräsident Yassir
Arafat kritisierte den Sperrwall als »Mauer des Rassismus«.
In Ramallah sagte er, der Sperrwall zerstöre und sabotiere den Friedensprozeß.
Erakat zufolge »tötet« der Ausbau der Anlage die Vision
zweier eigenständiger Staaten. Durch die Mauer wolle sich Israel
Gebiete und Wasservorkommen einverleiben. Der Wall sei keine »Sicherheitslinie«,
wie von Israel dargestellt, sondern eine »Mauer, die Palästina
zerstückelt«.
Auch Frankreich geißelte den Weiterbau der Sperranlage und kündigte
an, mit seinen EU-Partnern und dem Nahost-Quartett aus UNO, USA, EU und
Rußland über rasche »Konsequenzen« für Israel
zu befinden. Paris mißbillige »Entscheidungen, die die Grenzen
von 1967 in Frage stellen und den künftigen Grenzen Palästinas
vorgreifen«, betonte Außenamtssprecher Hervé Ladsous.
Die UN-Resolution 242 als Basis des Friedensprozesses beruhe auf dem Prinzip,
jegliche Aneignung von Land durch Gewalt abzulehnen. Nach palästinensischen
Angaben werden durch den neuen Abschnitt der Sperranlage 130 000 Palästinenser
in 19 Dörfern eingeschlossen und ihres Landes beraubt.
Bei einer Explosion im Gazastreifen wurden am Freitag acht Palästinenser
verletzt, wie palästinensische Sicherheitskräfte mitteilten.
Kurz zuvor waren israelische Soldaten auf der Suche nach einem mutmaßlichen
palästinensischen Extremisten in den Ort Deir al Balah eingedrungen.
Die Ursache der Explosion ist bisher unklar.
(AFP/jW)
|