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Leserbrief des Freundeskreis Sinn Fein in den Green Pages Nr. 14
In den Green Pages Nr. 12 reagierten wir auf einen Leserbrief des Autors
Sean (in den Green Pages Nr. 10), der darin den linken Charakter der Partei
Sinn Fein in Frage stellte.
In unserem Leserbriefe kündigten wir an, eine weitere Abhandlung
zu verfassen, in der wir (weitere) Inhalte der Partei Sinn Fein komprimiert
darstellen um zu verdeutlichen, dass es sich ohne Frage um eine linke
Partei handelt. Dies werden wir hiermit tun.
Das übergeordnete Ziel der Partei Sinn Fein ist ein auf Gleichheit
und Gerechtigkeit beruhendes (vereinigtes) Irland zu kreieren, was radikalen
sozialen und ökonomischen Wandel impliziert.
Hierzu ein Auszug aus dem Wahlprogramm 2002: "Dies umfaßt Gleichheit
für alle, ungeachtet von Rasse, Alter, Familienstand, sexueller Orientierung,
körperlicher oder mentaler Leistungsfähigkeit, ethnischer oder
sozialer Herkunft, politischer oder religiöser Mitgliedschaft oder
ob man Teil des irischen Wandervolkes ist."
Um Gleichheit herzustellen enthält das Parteiprogramm für die
Wahl am 17.05.2002 (für den Süden Irlands) zahlreiche Vorschläge,
von denen nur einige wenige dargestellt werden können:
·
- Im ökonomischen Bereich fordert man bspw. Steuerfreiheit für
Geringverdiener, Erhöhung der Vermögenssteuer, Schließen
von Steuerschlupflöchern für Reiche.
- Um den sich im Süden weiter ausbreitenden Rassismus zu bekämpfen
fordert man anti-rassistische Erziehung bereits in der Grundschule,
die Ratifizierung internationaler Abkommen zum Schutz der Rechte von
Migranten und deren Familien, den freien Zugang von Asylbewerbern
zum Arbeitsmarkt und zum Bildungssystem.
- Bekämpfung des Zweiklassen-Gesundheitssystems: Sinn Fein vertritt
die Meinung, dass Ungleichheiten im Gesundheitssystem sehr deutlich
die Ungleichheiten bei der Verteilung von Wohlstand repräsentieren.
Wenn Sean behauptet, Sinn Fein wäre nicht grundsätzlich
gegen Privatisierung beim Gesundheitssystem, ist dies schlicht falsch.
Man sieht die Privatisierung, die im Süden Irlands von der Regierung
finanziell stark unterstützt wurde, als die Ursache für
die Ungleichheiten im Gesundheitssystem an und spricht sich deutlich
gegen Privatisierung und staatlicher Subventionen von Privatisierung
aus. Man fordert gleichberechtigten und freien Zugang zu Krankenhäusern,
ärztlicher Behandlung, freie Medikation usw.
- Bildungssystem: Sinn Fein vertritt die Meinung, dass Bildung der
Motor für den intendierten gesellschaftlichen Wandel ist. Auch
hier fordert man Chancengleichheit. Als Maßnahmen schlägt
man die Unterstützung von Kindern aus Geringerverdienerfamilien,
Kindern mit sozialen und bildungsspezifischen Bedürfnissen usw.
vor.
Kommen wir nun zur Situation im Norden Irlands. Die wohl offensichtlichste
Form der sozialen Diskriminierung und Ungleichheit in Irland ist nach
wie vor jene, die sich gegen die Nationalisten/Republikaner im Norden
richtet.
Sinn Fein kämpft jedoch nicht nur gegen das Sektierertum der Unionisten
und Loyalisten, die politisch primär im rechten und rechtsradikalen
Spektrum einzuordnen sind, sondern die beiden Sinn Fein-Minister versuchen
gegen viele Widerstände linke Politik in die Regierungsarbeit einzubringen.
So hat es sich der Bildungsminister Martin McGuinness zur Aufgabe gemacht,
dass 11+-System, in welchem sich die Chancenungleichheit im Bildungssystem
in Nordirland am deutlichsten ausdrückt, abzuschaffen.
Die Gesundheitsministerin Bairbe de Bruin hat in diesem Jahr einen detaillierten
Plan vorgelegt, um soziale Ungleichheiten im Gesundheitssystem zu bekämpfen.
Ihr Programm "Investing for Health", dem die Exekutive - und
das ist als Riesenerfolg zu werten - bereits zugestimmt hat, zielt u.a.
darauf ab, die sozial-ökonomisch und geographisch bedingten Ungerechtigkeiten
auszugleichen, die den Gesundheitszustand der Menschen entscheidend beeinflussen.
Ich hoffe die kurze Abhandlung hat die linke Grundgesinnung der Partei
Sinn Fein verdeutlicht.
Gerade die momentane loyalistische Gewalt und die Propaganda konservativer
bzw. rechter Medien und Politiker in England und auch in Irland zeigt,
dass Sinn Fein weiterhin an vielen Fronten kämpfen muss.
Es ärgert uns, dass die Politik der Partei jetzt auch noch von linksaußenstehenden
Utopisten wie Sean, die die Politik von Sinn Fein alleine über kommunistische
Manifeste aus dem 19. Jahrhundert und über obsolete, bzw. auf heutige
Verhältnisse zu transformierende Klassenkampfmodelle interpretieren,
behindert wird.
Wir Linken sollten wissen wo unsere Antagonisten stehen. Sie stehen Rechts.
In Süden Irlands sind es jene die die (rechts-) konservativen Strukturen
aufrechterhalten wollen. Im Norden sind es jene, die das sektiererische
System kreiert haben, bzw. statisch daran festhalten.
Freundeskreis Sinn Fein
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